© Guido Wagner

Buddhistisches Zentrum

Vom NS-Hotel zum Ort der Heilung

Das buddhistische Zentrum in Waldbröl

Keine fünf Gehminuten sind es von der belebten Waldbröler Kaiserstraße bis nach Fernost, wo den Besucher in einem Zen- Garten in braune Gewänder gehüllte Mönche empfangen, die vom pagodenartigen Turm mit der großen Glocke zum langgestreckten Gebäude oberhalb der Waldbröler Innenstadt hinüberschreiten. Ein Ort mit einer wechselvollen Geschichte zwischen Heilung und Unheil.
 
Rund 50 Nonnen und Mönche leben heute im „European Institute of applied Buddhism“, kurz EIAB, Europas größtem Zentrum für angewandten Buddhismus, beheimatet in einem 12.000 Quadratmeter großen Gebäude am Schaumburgweg, das 1897 ursprünglich als „Heil- und Pflegeanstalt“ für geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen errichtet wurde. Zum 150 Meter langen Haupthaus kamen 1905 vier mehrstöckige Pavillons hinzu. Mit 650 Betten war die Heilanstalt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die damalige Kreisstadt Waldbröl.
 
Im Zuge der großangelegten Planungen des nationalsozialistischen Funktionärs Robert Ley, der in Waldbröl eine NS- Musterstadt mit riesigen Traktorenwerken errichten wollte, gelangt die Heilanstalt 1938 in das Eigentum der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF), deren Leiter der bei Waldbröl aufgewachsene Ley war. Die etwa 700 Patienten der Heilanstalt mussten ins ehemalige Franziskanerkloster Hausen im Westerwald umziehen. Viele von ihnen fielen dem NS-Euthanasieprogramm zum Opfer. An sie erinnert seit 1998 eine Gedenktafel im Park der einstigen Heilanstalt.

Robert Ley ließ das Anstaltsgebäude in ein Hotel der DAF-Unterorganisation „Kraft durch Freude (KdF)“ umbauen. Ein Großteil der kaiserlichen Bausubstanz verschwand, die Eingangshalle wurde mit Marmor und den bis heute erhaltenen Großmosaiken ausgeschmückt. Wegen des Kriegsbeginns im September 1939 wurde das Hotel nicht mehr vollendet. Bis 1944 liefen die Arbeiten weiter, dann wurde im Gebäude ein Laza- rett eingerichtet.
 
Nach dem Krieg befand sich ab 1952 das Kreiskrankenhaus in den Gebäuden, bis 1969 nicht weit entfernt ein Neubau errich- tet wurde. Als „Haus am Schaumburgweg“ beherbergte das Gebäude in der Folgezeit verschiedene Einrichtungen der Bundeswehr, die in Waldbröl auch eine Kaserne betrieb.
 
2008 hat das Europäische Institut für angewandten Buddhismus das Gelände übernommen. Mit ungenutzten Säulenelementen aus der NS-Zeit wurde am Eingang ein Tor errichtet. Im zum Zen-Garten umgewidmeten Park entstand ein Glockenturm aus alten Säulenteilen, die ursprünglich für die riesige Eingangstreppe des KdF-Hotels vorgesehen waren. Das Institut bietet Kurse und Seminare an, in denen Leiden gelindert und damit Glück und Frieden in den Kursteilnehmern gefördert werden sollen. So ist der Ort zu seiner ursprünglichen Bestimmung der Heilung zurückgekehrt.

Anfahrt: European Institute of applied Buddhism gGmbH, Schaumburgweg 3, 51545 Waldbröl
Infos:www.eiab.eu

Diesen und weitere Texte finden Sie in der Broschüre "Bergische Orte" vom Naturpark Bergisches Land.

Contact

Buddhistisches Zentrum
Schaumburgweg 3
51545 Waldbröl

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